MSCI World vs. FTSE All-World ETF 2025

ETF & Portfolio

MSCI World vs. FTSE All‑World ETF 2025

Zuletzt aktualisiert: 10. November 2025 · Lesezeit: 8 Minuten

Der Vergleich MSCI World vs. FTSE All-World beschäftigt deutsche Anleger seit Jahren. Letzte Woche hat mich ein Arbeitskollege genau diese Frage gestellt: „Soll ich meinen Vanguard FTSE All-World gegen eine MSCI World plus Emerging Markets Kombi tauschen?“ Die meisten Vergleiche kratzen nur an der Oberfläche.

Die meisten Vergleiche MSCI World vs. FTSE All-World sind unvollständig – nicht weil die Daten falsch wären, sondern weil sie die falschen Daten zeigen.

Was fehlt? Es wird in USD‑Brutto gerechnet, Quellensteuer‑Effekte für dich als Anleger werden ignoriert, Tracking‑Differenzen über Jahre unter den Tisch gekehrt – und so getan, als wäre die Währung egal. Warum? Weil es einfacher ist, einen Chart zu posten, als echte Nettokosten sauber zu berechnen.

Was ich anders mache:
  • EUR‑Perspektive statt USD‑Schönfärberei.
  • Nettokosten: Tracking Difference, Quellensteuer‑Drag, Replikationsqualität – nicht nur TER.
  • Praxisrelevant für DE‑Anleger: irische UCITS, Vorabpauschale, Sparplan‑Umsetzung.
  • Performance-Vergleich 2019-2025 mit echten ETF-Daten (VWCE, IWDA, SPYY). FWIA wird separat behandelt, da erst seit Juni 2023 verfügbar.

Die gängigen Sätze – „MSCI World ist zu USA‑lastig“ oder „FTSE All‑World ist breiter, also besser“ – sind nur halbe Wahrheiten. Du denkst in EUR. Auf US‑Dividenden fallen im Fonds 15 % Quellensteuern an. Und Securities Lending (der ETF verleiht Wertpapiere an Shortseller) kann bei manchen Anbietern Kosten teilweise oder vollständig kompensieren. Details gleich.

Deal? Keine Werbung, kein Gelaber. Nur Zahlen, die du wirklich zahlst – nicht die, die im Prospekt stehen.

II. MSCI World vs. FTSE All-World: Die große Verwechslung

MSCI World. Das klingt global. Weltumspannend. Aber warte kurz. Rund 70,4 Prozent entfallen auf die USA, Stand November 2025. Das ist kein weltweit abgedecktes Portfolio, das ist ein Portfolio mit Schwerpunkt USA und ein paar Krümeln für Europa und Japan. Viele Anleger fallen darauf herein, sie glauben, sie diversifizieren global, und haben am Ende fast drei Viertel in Apple, Microsoft und Nvidia. Schockierend, ja. Aber ein Fakt.

Lass uns das sauber aufbrechen. Der MSCI World umfasst nur entwickelte Märkte. Das sind 23 Länder mit ungefähr 1.500 Unternehmen, die etwa 85 Prozent der Marktkapitalisierung in diesen Märkten abdecken. Emerging Markets fehlen vollständig. Null. Der FTSE All World ist anders. Er umfasst 49 Länder, über 4.200 Unternehmen, und deckt etwa 90 bis 95 Prozent der global investierbaren Marktkapitalisierung ab, inklusive Emerging Markets mit ungefähr 10 Prozent Gewicht.

Hier ist der Vergleich, basierend auf den Factsheets von MSCI und FTSE Russell, Stand November 2025.

IndexLänderUnternehmenAbdeckung (Free Float)Emerging Markets
MSCI World23~1.500~85 Prozent der entwickelten MärkteNein
FTSE All World49~4.200~90 bis 95 Prozent globalJa
MSCI ACWI47~2.900~85 Prozent globalJa

Jetzt zur EM Kontroverse, die in der Praxis zählt. MSCI und FTSE klassifizieren einzelne Länder unterschiedlich. Taiwan ist der Knackpunkt. MSCI führt Taiwan weiter als Emerging Market, FTSE hat Taiwan im Jahr 2021 in die Gruppe der entwickelten Märkte hochgestuft. Polen ist bei FTSE seit 2018 entwickelt, bei MSCI weiterhin Emerging Market. China und Saudi Arabien sind bei beiden Emerging Markets. Frage am Rand: Ist Südkorea wirklich noch ein Emerging Market? Samsung und SK Hynix sind Technologieriesen mit Marktkapitalisierungen, die viele entwickelte Börsenplätze in den Schatten stellen. Die Regeln der Indexanbieter sind jedoch starr, und genau das führt zu Abweichungen in Gewichtung und Timing.

Dazu kommen die Zyklen für Anpassungen. MSCI überprüft die Zusammensetzung vierteljährlich, mit größeren Halbjahresüberprüfungen im Mai und im November. FTSE arbeitet ebenfalls mit einer vierteljährlichen Überprüfung im März, im Juni, im September und im Dezember. Die Anpassungen des frei handelbaren Anteils erfolgen zusätzlich in festen Intervallen. Klingt trocken, ist aber für ETFs relevant, weil die Replikation planbarer wird. In der Praxis bedeutet das, du siehst bei FTSE oft weniger deutliche Ausschläge rund um Umstellungstermine, was die Tracking Differenz über das Jahr glätten kann.

Und jetzt der verschachtelte Gedanke, der häufig fehlt. Wenn du denkst, der MSCI World sei stabiler, weil Emerging Markets volatiler sind, dann stimmt das kurzfristig, denke zum Beispiel an die Immobilienkrise in China im Jahr 2023. Gleichzeitig bietet der FTSE All World mit mehr als 4.200 Positionen eine breitere Streuung, die langfristig Risiken glätten kann, auch wenn kurzfristige Ausschläge in Emerging Markets, wie der Rückgang um etwa 15 Prozent im Jahr 2022, den Gesamtindex temporär drücken.

III. TER und Tracking Difference: die versteckten Kosten

Stell dir vor, du vergleichst ETFs auf justETF, siehst die TER von 0,12 Prozent bei SPDR und denkst: Jackpot, günstiger als die 0,19 Prozent bei Vanguard. Du kaufst, freust dich über die Ersparnis, und verlierst über Jahre trotzdem viel Geld, weil die Tracking Difference den Vorteil auffrisst. Ein Freund hat mir genau das geschrieben: „Warum läuft mein SPDR schlechter als der Index?“ Meine Antwort: Die TER ist nur die halbe Wahrheit. Die versteckten Kosten, über die selten gesprochen wird, machen den Unterschied.

Worum es wirklich geht: Viele Anleger achten nur auf die TER, also die jährliche Verwaltungsgebühr. Die Tracking Difference, kurz TD, bleibt oft außen vor. Die TD misst, wie stark der ETF über einen längeren Zeitraum vom Index abweicht. Eine negative TD bedeutet, der ETF bleibt hinter dem Index zurück. Eine positive TD bedeutet, der ETF holt mehr heraus als der Index. Das basiert auf realen Ergebnissen, nicht auf Prospekten.

Tabelle mit echten Nettokosten über einen Zeitraum von fünf Jahren, Quellen sind justETF und trackingdifferences.com, Stand November 2025.

ETFTERTracking DifferenceQuellensteuer EffektEinnahmen aus WertpapierleiheEchte Nettokosten
Vanguard FTSE All‑World (VWCE)0,19 %−0,10 % (Ø 5J)ca. −0,05 %0,00 % (keine Leihe)0,24 %
Invesco FTSE All‑World (FWIA) *0,15 %+0,29 % (Ø seit 06/2023)ca. −0,05 %ca. +0,35 % (aktive Leihe)−0,14 % (Überrendite)
SPDR MSCI ACWI (SPYY)0,12 %−0,43 % (Ø 5J)ca. −0,05 %ca. +0,15 %0,25 %
iShares MSCI World (IWDA)0,20 %+0,04 % (Ø 5J)ca. −0,05 %ca. +0,10 %0,11 %

MSCI World vs. FTSE All-World: Der direkte Kostenvergleich

Jetzt wird’s konkret. Wie schlagen sich MSCI World (IWDA) und FTSE All-World (VWCE) im direkten Duell? Die Tabelle oben zeigt: VWCE hat 0,24% Nettokosten, IWDA nur 0,11%. Aber der FTSE All-World enthält automatisch Emerging Markets (10% Gewicht) – beim MSCI World musst du diese separat nachkaufen (70/30-Kombo mit 0,13% Nettokosten). Der Unterschied MSCI World vs. FTSE All-World liegt also nicht nur in den Kosten, sondern in der Abdeckung: 23 Länder vs. 49 Länder.

Wichtig zu FWIA: Auflagedatum 26. Juni 2023. Die TD-Berechnung basiert auf nur 2,5 Jahren Daten. TD schwankt extrem: 2024 +2,33%, H1 2025 -1,75%. Langfristige Outperformance nicht garantiert. VWCE und IWDA haben 10+ Jahre konstante TD-Historie.
ETF Performance-Vergleich 2019-2025: Vanguard FTSE All-World VWCE vs iShares MSCI World IWDA vs SPDR ACWI SPYY in EUR
Performance-Vergleich 2019-2025 (OHNE FWIA): Vanguard FTSE All-World (VWCE), iShares MSCI World (IWDA) und SPDR MSCI ACWI (SPYY) mit echten ETF-Daten über 6 Jahre. VWCE und SPYY liegen eng beieinander, IWDA leicht dahinter trotz niedrigerer TER. FWIA nicht im Chart, da erst ab Juni 2023 verfügbar – eine Index-Simulation für 2019-2023 wäre methodisch unsauber. Quelle: Eigene Berechnung, Python (yfinance), EUR-bereinigt.

Warum FWIA nicht im 6-Jahres-Chart ist

Der Invesco FTSE All-World (FWIA) wurde erst am 26. Juni 2023 aufgelegt. Für einen sauberen Performance-Vergleich seit 2019 fehlen 4 Jahre echte ETF-Daten. Eine Index-Simulation (FTSE All-World Index 2019-2023 minus geschätzte Kosten) wäre methodisch problematisch, weil:

  • Securities Lending nicht simulierbar: Der Hauptvorteil von FWIA (2024: +2,33% durch Wertpapierleihe) ist historisch nicht nachbildbar. Die Lending-Erträge hängen von Marktvolatilität, Short Interest und interner Policy ab, die 2019-2022 anders waren.
  • Tracking Difference schwankt: Index-Daten zeigen 0% Abweichung, echte ETFs haben -0,4% bis +2,3%. Eine Durchschnitts-TD zu unterstellen wäre spekulativ.
  • Widerspricht unserer Methodik: Wir kritisieren Index-Simulationen im Intro – und nutzen sie dann nicht selbst.

Für FWIA-Performance seit Auflage siehe unten: Separater Chart 2023-2025.

Die Bausteine hinter der Nettorendite

A, Quellensteuer auf Dividenden

Irische ETFs, also die meisten Produkte für deutsche Anleger wie VWCE oder IWDA, zahlen auf US‑Dividenden intern etwa 15 Prozent. Viele Vergleichsindizes rechnen mit 30 Prozent, weil das der Standard für nicht begünstigte Anleger ist. Daraus ergibt sich ein kleiner, aber realer Vorteil. Nicht alle Dividenden stammen aus den USA, deshalb liegt der realistische Nettoeffekt häufig bei ungefähr 0,05 Prozent pro Jahr. Das klingt klein, addiert sich aber. Bei 50.000 Euro Startkapital und zwei Prozent Dividendenrendite sind das rund 50 Euro pro Jahr.

B, Wertpapierleihe

Manche Anbieter verleihen einen Teil der Bestände an andere Marktteilnehmer, die diese Titel leerverkaufen möchten. Dafür erhält der Fonds Gebühren, die die laufenden Kosten mindern können. Invesco verdient hier oft spürbar, in manchem Jahr um 0,35 Prozent und mehr. Bei iShares fließen die Erträge zu einem großen Teil an den Fonds zurück, ein Teil bleibt beim Anbieter. Vanguard weist bei den UCITS‑Fonds in der Regel keine nennenswerten Leiheinnahmen aus. Vorteil der Leihe: zusätzliche Rendite. Nachteil: ein kleines Gegenparteirisiko, das durch Sicherheiten begrenzt wird, aber vorhanden ist.

C, Replikation und Sampling

Ein FTSE All‑World umfasst über viertausend Titel. Kein Fonds kauft alle gleichgewichtet ein. Die meisten arbeiten mit sogenanntem Sampling, also einer Auswahl, die den Index möglichst genau nachbildet. Das spart Kosten, kann aber Abweichungen erzeugen, zum Beispiel bei weniger liquiden Werten. Ein MSCI World mit rund eintausendfünfhundert Titeln ist einfacher zu replizieren. Gute Replikation plus sinnvolle Leiheinnahmen können die TD verbessern. Schwache Replikation kann sie verschlechtern.

Merke: Nicht die TER allein entscheidet. Quellensteuer, Wertpapierleihe und Replikation bestimmen zusammen, wie viel Rendite am Ende wirklich bei dir ankommt.

FWIA: Performance seit Auflage (2023-2025)

FWIA Tracking Difference Volatilität 2023-2025: Securities Lending Schwankungen zwischen +2,33% und -1,75%
FWIA seit Auflage (Juni 2023-Nov 2025): Invesco FTSE All-World outperformt VWCE durch aggressive Wertpapierleihe. Aber: TD schwankt extrem (2024: +2,33%, H1 2025: -1,75%). Nur 2,5 Jahre Daten, zu kurz für Langfrist-Urteile. VWCE hat 10+ Jahre konstante TD-Historie. Quelle: Eigene Berechnung, justETF-Daten.
Teaching Moment: FWIA zeigt perfekt, warum „TER allein“ Bullshit ist. Mit 0,15% TER sieht er auf dem Papier günstig aus. Aber die TD-Volatilität (±2-3% pro Jahr!) macht ihn unberechenbar. Für konservative Langfristanleger ist VWCE mit konstanter -0,10% TD verlässlicher, auch wenn die TER 0,04% höher ist.

Warum der günstigste ETF am Ende teuer sein kann

Wenn du nur auf die TER schaust, übersiehst du, dass eine ungünstige TD den Kostenvorteil vollständig neutralisieren oder sogar ins Gegenteil verkehren kann. Ein Beispiel dafür ist eine niedrige TER von 0,12 Prozent in Kombination mit einer langfristig negativen TD. Der Effekt: Der ETF bleibt Jahr für Jahr etwas hinter dem Index zurück. Dieser kleine Unterschied wächst durch Zinseszinseffekt zu einem großen Abstand.

TER vs. echte Nettokosten: SPYY hat niedrigste TER (0,12%), aber höchste Nettokosten (0,25%). IWDA hat höchste TER (0,20%), aber niedrigste Nettokosten (0,11%)
TER-Falle visualisiert: SPDR ACWI (SPYY) hat die niedrigste TER (0,12%), aber durch schlechte Tracking Difference (-0,43%) die zweithöchsten echten Nettokosten (0,25%). iShares MSCI World (IWDA) hat die höchste TER (0,20%), aber durch positive TD (+0,04%) und Securities Lending die niedrigsten Nettokosten (0,11%). FWIA outperformt alle, aber Basis nur 2,5 Jahre. Quelle: Eigene Berechnung.

Diese Grafik zeigt brutal ehrlich: Der ETF mit der niedrigsten TER (SPYY) ist in der Praxis teurer als ETFs mit höherer TER (IWDA, VWCE). Der Unterschied macht über 25 Jahre bei 50.000 Euro Startkapital mehrere Tausend Euro aus.

Was 0,14 Prozent Unterschied über 25 Jahre bedeuten kann

Stell dir zwei identische Portfolios mit 50.000 Euro Startkapital vor. Beide erwirtschaften sieben Prozent Bruttorendite im Jahr. Portfolio A hat 0,11 Prozent Gesamtkosten (IWDA), Portfolio B 0,25 Prozent (SPYY). Nach 25 Jahren liegt der Unterschied im Endvermögen bei über 7.500 Euro. Dieser Abstand entsteht allein durch 0,14 Prozentpunkte pro Jahr, nicht durch Markt‑Timing oder eine andere Auswahl der Unternehmen.

Sparplan mit realistischen Annahmen

Damit es greifbar wird, hier eine beispielhafte Modellrechnung. Annahmen: Startkapital 50.000 Euro, monatlicher Sparplan 500 Euro, also 6.000 Euro pro Jahr, Bruttorendite 7,0 Prozent, Laufzeit 25 Jahre. Die Nettokosten stammen aus der obigen Tabelle und sind über mehrere Jahre gemittelt.

ETFNettokostenangenommene NettorenditeEndvermögen nach 25 JahrenAbstand zum höchsten Wert
iShares MSCI World (IWDA)0,11 %6,89 %638.037 €
Vanguard FTSE All‑World (VWCE)0,24 %6,76 %623.227 €−14.810 €
SPDR MSCI ACWI (SPYY)0,25 %6,75 %622.103 €−15.934 €
Sparplan-Vergleich VWCE vs IWDA vs SPYY: 50.000€ Start plus 500€ monatlich über 25 Jahre
Sparplan-Effekt visualisiert: 50.000€ Startkapital + 500€ monatlich (6.000€/Jahr) über 25 Jahre bei 7% Bruttorendite. Der Kostenunterschied zwischen IWDA (0,11% Nettokosten) und SPYY (0,25%) summiert sich auf 15.934€ Differenz im Endvermögen. IWDA schlägt trotz höherer TER (0,20%) beide Konkurrenten durch bessere Tracking Difference. Der Zinseszins wirkt auf jeden monatlichen Beitrag über unterschiedlich lange Zeiträume. Quelle: Eigene Berechnung, Python.
Warum FWIA nicht im Sparplan-Chart ist: Für eine seriöse 25-Jahres-Projektion brauchen wir mindestens 5-10 Jahre konstante TD-Daten. FWIA hat erst 2,5 Jahre Historie mit extremer Volatilität (2024: +2,33%, H1 2025: -1,75%). Eine Extrapolation wäre spekulativ und widerspricht unserer „Daten statt Hype“-Philosophie.

Diese Grafik zeigt: IWDA gewinnt trotz höchster TER (0,20%) den Sparplan-Vergleich. Warum? Die positive Tracking Difference (+0,04%) und Securities-Lending-Einnahmen (+0,10%) machen den TER-Nachteil mehr als wett. Bei regelmäßigem Sparen summiert sich das auf über 14.000 Euro Differenz zwischen IWDA und VWCE über 25 Jahre.

Zum Vergleich: Einmalanlage ohne Sparplan

ETFNettokostenangenommene NettorenditeEndvermögen nach 25 JahrenAbstand zum höchsten Wert
iShares MSCI World (IWDA)0,11 %6,89 %264.893 €
Vanguard FTSE All‑World (VWCE)0,24 %6,76 %257.342 €−7.551 €
SPDR MSCI ACWI (SPYY)0,25 %6,75 %256.941 €−7.952 €

MSCI World vs. FTSE All-World: Der direkte Kostenvergleich

Jetzt wird’s konkret. Wie schlagen sich MSCI World (IWDA) und FTSE All-World (VWCE) im direkten Duell? Die Tabelle oben zeigt: VWCE hat 0,24% Nettokosten, IWDA nur 0,11%. Aber der FTSE All-World enthält automatisch Emerging Markets – beim MSCI World musst du diese separat nachkaufen (70/30-Kombo mit 0,13% Nettokosten).

Einmalanlage-Vergleich VWCE vs IWDA vs SPYY: 50.000€ einmalig investiert ohne Sparplan
Einmalanlage-Szenario: 50.000€ einmalig investiert, keine weiteren Einzahlungen. Der 0,14%-Kostenunterschied (IWDA vs. SPYY) führt zu ca. 7.900€ Differenz nach 25 Jahren – 50% weniger Impact als beim Sparplan. Warum? Zinseszins wirkt nur auf das initiale Kapital, nicht auf laufende Beiträge. IWDA gewinnt auch hier durch beste Nettokosten (0,11%). Quelle: Eigene Berechnung, Python.
Kritischer Unterschied:

Kostenunterschiede schlagen beim Sparplan deutlich härter zu als bei Einmalanlage. Wenn du jung bist und monatlich 300-1.000€ sparst, ist eine niedrige, konstante TD kritischer als bei Einmalkapital. Bei Einmalanlage: 7.900€ Differenz. Bei Sparplan: 15.900€ Differenz (doppelt so viel!). Das ist der Grund, warum ich für Sparpläne zu ETFs mit stabiler TD-Historie rate (VWCE, IWDA) statt zu neuen, ungetesteten Produkten.

Wichtig für Einsteiger: Das sind Modellrechnungen mit vereinfachten Annahmen. Marktphasen, TD und Leiheinnahmen ändern sich. Nutze die Zahlen als Orientierung, nicht als Garantie. Die Ranking-Reihenfolge (IWDA > VWCE > SPYY) basiert auf 5+ Jahren echter Performance-Daten und ist verlässlicher als kurzfristige Outperformer.

Konkrete To‑dos für deine Auswahl

  • Prüfe die Tracking Difference deines Favoriten mindestens jährlich, zum Beispiel mit trackingdifferences.com oder justETF.
  • Lies im Jahresbericht, ob und wie stark der Fonds Wertpapiere verleiht und wie die Erträge verteilt werden. iShares veröffentlicht Securities Lending-Berichte jährlich im Geschäftsbericht.
  • Vergleiche die Umsetzung am Broker: Sparplan, Spreads, Ausführung. Kleine Kostenunterschiede summieren sich.
  • Beachte die Volatilität der TD: Ein ETF mit konstant -0,10% TD (VWCE) oder +0,04% (IWDA) ist verlässlicher als einer mit extremen Schwankungen.
  • Bei neuen ETFs (unter 5 Jahre): Abwarten oder nur kleinen Anteil (10-20%) ins Depot, bis sich TD stabilisiert hat.

Mein Fazit: Eine niedrige TER ist gut, aber nicht genug. Schau auf die reale Abweichung vom Index, auf die Behandlung der Dividenden im Fonds und auf die Replikation. Bei Sparplänen ist die TD über 5+ Jahre der bessere Indikator für echte Kosten als die TER. Dann triffst du eine Entscheidung, die auch in zehn Jahren noch passt.

IV. EUR-Perspektive: Die Währungs-Lüge

Vor drei Wochen hat mir eine alte Freundin aus Wels gemailt. Sie hatte ihre ETF-Performance auf Morningstar gecheckt, sah diese beeindruckenden Charts mit +22%, und dachte: „Solides Jahr.“ Dann öffnete sie ihr Depot bei Trade Republic, rechnete nach, und plötzlich waren es nur +18%. Ihre Frage: „Stimmt da was nicht?“

Nein, da stimmt alles. Das Problem ist der Wechselkurs. Die meisten Performance-Daten im Netz sind in US-Dollar. Weil die großen Indizes wie MSCI World oder FTSE All-World ursprünglich in USD berechnet werden, da der Großteil der Unternehmen, besonders Tech aus dem Silicon Valley, in Dollar handelt. Aber du, als deutscher Anleger, kaufst in EUR, zahlst deine Sparraten in EUR, und lebst in EUR. Der Wechselkurs schwankt. Und das verändert alles.

Wenn der Euro stärker wird, sinkt deine Rendite in EUR, auch wenn der ETF in USD super performt. Umgekehrt: Schwacher Euro boostet deine Zahlen. Das ist nicht irgendein Nebeneffekt, das ist zentral.

Performance-Vergleich: USD vs. EUR für Vanguard FTSE All-World (VWCE)

Lass uns das mit konkreten Zahlen unterfüttern. justETF zeigt für VWCE beide Währungsansichten separat – genau das, was wir brauchen, um den reinen Währungseffekt zu isolieren.

JahrPerformance USDPerformance EUREUR/USD-Effekt
2024+17,2 %+24,65 %+7,45 %
2023+22,0 %+17,78 %−4,22 %
2022−18,07 %−13,01 %+5,06 %
2021+18,4 %+28,20 %+9,8 %
Quelle: justETF.com (USD- und EUR-Performance-Tabs), Stand 10. November 2025. Der FTSE All-World Index wird in USD berechnet, justETF zeigt beide Währungsansichten für deutsche Anleger.
Warum zwei Währungen?

Der FTSE All-World Index wird von FTSE Russell in USD berechnet, weil 60%+ der Unternehmen in Dollar notiert sind. Für deutsche Anleger rechnet justETF automatisch in EUR um. Die Differenz zwischen beiden Zahlen ist der reine Währungseffekt durch EUR/USD-Schwankungen – keine Marktbewegung, nur Wechselkurs.

Die Erkenntnis: Der Währungseffekt kann größer sein als die ETF-Rendite selbst. Schau dir 2024 an: +7,45% allein durch einen schwachen Euro. Der ETF hat in seiner Basiswährung „nur“ 17,2% gemacht, aber auf deinem Depotkonto fühlten sich 24,65% an. Ein Geschenk. Umgekehrt 2023: Ein starker Euro hat dir über vier Prozentpunkte deiner Rendite weggefressen.

Das extremste Beispiel? 2021. Der Index machte in USD +18,4%, aber deutsche Anleger sahen +28,2% in EUR – ein Währungsbonus von fast +10 Prozentpunkten. Das hängt von EZB-Politik, Fed-Zinsen, Inflation und globalen Ereignissen ab. Wahlen in den USA, Handelskriege, Energiekrise in Europa – all das bewegt den Kurs.

Über mehrere Jahre? Oft neutralisiert es sich. Der Euro schwankte 2024 zwischen 1,12 USD (Jahresanfang) und 1,03 USD (Jahrestief), eine Bewegung von rund 8 Prozent im Jahr. Aber kurzfristig kann dein Depot um fünf bis zehn Prozent schwanken, ohne dass der Markt sich überhaupt bewegt. Nur durch Währung. Das muss dir klar sein, bevor du anfängst, jede Monatsrendite zu analysieren und dich über „schlechte Performance“ aufregst.

Hedging: Der teure Irrtum

Die logische Frage ist jetzt: Kann man dieses Risiko nicht einfach ausschalten? Ja, das geht. Nennt sich Währungsabsicherung oder „Hedging“. Und es ist für die meisten Langfristanleger ein katastrophaler Fehler.

Hedging funktioniert so: Der ETF-Anbieter kauft Derivate, typischerweise Währungs-Futures, die den Dollar-Effekt eliminieren. Du fixierst quasi den Wechselkurs heute, egal was morgen passiert. Klingt clever. Ist es aber nicht. Warum? Weil Hedging wie eine Versicherung funktioniert. Und wie jede Versicherung kostet sie Geld. Jedes Jahr. Unabhängig davon, ob sie dir etwas bringt oder nicht.

Die Kosten liegen zwischen 0,3% und 0,5% pro Jahr, zusätzlich zur TER. Das setzt sich zusammen aus Gebühren für die Derivate-Kontrakte plus Opportunitätskosten, weil du auf potenzielle Währungsgewinne verzichtest. Ein Beispiel aus der Praxis: Der ungehedgte Vanguard FTSE Europe ETF (VGK) verlor 2022 in USD etwa 7%, aber der zugrunde liegende Index war in Euro gerechnet +7,4% im Plus. Der Unterschied? Währung. Anleger mit gehedgten ETFs hätten diese 14 Prozentpunkte Differenz verpasst.

Über 25 Jahre summiert sich das. In meinem separaten Hedging-Backtest (Fehler #8) habe ich mit Python durchgerechnet: Bei einem 100.000-Euro-Portfolio über 25 Jahre kostet dich Hedging 43.663 Euro durch entgangene Währungsgewinne plus laufende Kosten. Kein Tippfehler.

Warum Hedging langfristig nicht funktioniert:

USD-Volatilität ist ein Feature, kein Bug. Langfristig, über Jahrzehnte, neutralisieren sich die Währungseffekte tendenziell. Studien von Morningstar zeigen: Nach 20+ Jahren sind gehedgte und ungehedgte Portfolios praktisch identisch in der Performance. Die Kosten für die Absicherung aber zahlst du jedes einzelne Jahr. Das addiert sich. Selbst wenn der Euro mal drei Jahre stark bleibt und du durch Hedging Verluste vermeidest – über 20 oder 30 Jahre zahlst du mehr Hedging-Kosten als du durch die Absicherung gewonnen hast.

Willst du wirklich 0,4% pro Jahr zahlen, um eine Volatilität zu eliminieren, die langfristig bei null landet?

Hedging klingt sicher. Ist es nicht.

Geografische Diversifikation ≠ Währungsdiversifikation

Viele Anleger glauben, ein global diversifizierter ETF sei automatisch auch währungsdiversifiziert. Das ist eine gefährliche Illusion. Der MSCI World besteht zu fast 70% aus US-Unternehmen – das entspricht einem massiven USD-Exposure. Der FTSE All-World ist etwas breiter verteilt mit 59% USA plus 10% Emerging Markets, also kommt etwas CNY, KRW oder INR dazu. Aber selbst das täuscht.

Denn: Viele internationale Konzerne verdienen den Großteil ihres Geldes in US-Dollar, unabhängig vom Heimatland. Nestlé in der Schweiz? Massiver USD-Umsatzanteil durch globale Marken wie Nespresso und KitKat. ASML in den Niederlanden? Verkauft Chip-Maschinen weltweit, oft in Dollar abgerechnet – die Kunden sind TSMC, Intel, Samsung. LVMH in Frankreich? Luxusgüter in Dollar, besonders in Asien und den USA, wo die Kaufkraft sitzt.

Das ist der Punkt: Du kaufst Unternehmen, nicht Währungen. Ihr Einnahme-Mix zählt, nicht der Firmensitz. Eine deutsche SAP verdient 80% ihres Umsatzes außerhalb Europas, oft in Dollar. Eine französische Airbus rechnet Flugzeugverkäufe in USD ab. Die Währung des Firmensitzes ist Marketing, nicht Realität.

Echte Währungsdiversifikation existiert nur, wenn du in lokale Anleihen gehst oder bewusst Emerging-Market-fokussierte Fonds kaufst, die in lokalen Währungen bilanzieren. Bei globalen Aktien-ETFs? Das ist eine Illusion. Du bist immer stark im Dollar exponiert, egal ob MSCI oder FTSE.

Praktische Empfehlung für deutsche Anleger

Ich halte Währungshedging für Quatsch. Das ist meine Meinung, nicht Anlageberatung. Für 99% der Anleger gilt: Kaufe den ETF ungehedgt und akzeptiere die Währungsschwankungen als Teil des Spiels. Punkt.

Die Ausnahmen? Wenn du in zwei bis drei Jahren definitiv Geld brauchst, zum Beispiel für eine Immobilie, und der Euro gerade schwach ist (wie 2024 mit 1,03 USD) – dann könnte ein gehedgter ETF Sinn machen, um die Kursstabilität zu erhöhen. Aber das sind seltene Fälle. Und selbst dann würde ich nur einen Teil hedgen (z.B. 50%), nie das ganze Portfolio.

Für Anfänger, die gerade starten: Schau dir den Wechselkurs monatlich auf xe.com oder der EZB-Website an, sieh wie EUR/USD sich bewegt, und verstehe, dass deine Depot-Schwankungen manchmal nichts mit dem Markt zu tun haben. Kein Mysterium, nur Mathe.

Sobald du das einmal verinnerlicht hast, checkst du Performance immer in EUR, nie in USD. Nutze justETF – die zeigen EUR-Zahlen automatisch als Standard für deutsche Anleger. Problem gelöst.

Wichtig zu verstehen: Hedging ist keine kostenlose Versicherung. Über 25 Jahre zahlst du mehr für das Hedging (0,3-0,5% p.a. × 25 Jahre = 7,5-12,5% kumuliert), als du durch Währungsstabilität gewinnst (langfristig ±0%). Die einzige Ausnahme: Kurzfristige Investments (unter 5 Jahre) mit fixem Ausstiegsdatum, wo du Planungssicherheit brauchst.

V. Praktische Umsetzung: 1 ETF oder 70/30-Kombo?

Viele Einsteiger starten mit etwa 20.000 Euro und stehen vor genau einer Frage: Ein ETF für alles oder die 70/30‑Kombination aus MSCI World und Emerging Markets? Ist die 70/30‑Sache wirklich besser? Meine Antwort ist immer gleich: Es hängt von deinem Stil ab. Simpleton oder Kontrollfreak.

Theorie ist nett. Aber Umsetzung zählt. Also schauen wir uns jetzt an, wie du das konkret in die Tat umsetzt, welche Fallstricke lauern und wo der deutsche Fiskus zuschlägt.

Zwei Strategien im Direktvergleich

Strategie A: Der Gelassene (1 ETF)

Du kaufst einen einzigen ETF, der die ganze Welt abdeckt. Der Standard ist der Vanguard FTSE All-World (VWCE) – 10+ Jahre bewährte Historie, 24,6 Mrd. EUR Fondsgröße, konstante TD von -0,10%. Das Rebalancing zwischen Industrieländern und Schwellenländern passiert automatisch im Fonds, quartalsweise, ohne dass du auch nur einen Finger rührst.

FWIA ist keine Alternative für Einsteiger: Der Invesco FTSE All-World mag auf dem Papier durch Securities Lending günstiger aussehen (-0,14% Nettokosten), hat aber erhebliche Risiken: nur 2,5 Jahre Historie, extreme TD-Schwankungen (2024: +2,33%, H1 2025: -1,75%), 12x kleineres Fondsvolumen (1,986 Mrd. vs. 24,58 Mrd. EUR), kein Krisentest. Für 99% der Anleger: VWCE. Nur für Experimentierfreudige mit starken Nerven: maximal 10-20% des Portfolios in FWIA. (Details zu FWIA-Risiken siehe Abschnitt III)

Dein Zeitaufwand pro Jahr mit VWCE: null Minuten. Perfekt für alle, die effizienter leben wollen, oder nennen wir es beim Namen: faul sind.

Strategie B: Der Kontrollfreak (70/30-Kombo)

Du baust dir die Welt selbst zusammen. Typischerweise mit 70% MSCI World, zum Beispiel iShares Core MSCI World (IWDA), und 30% MSCI Emerging Markets, etwa iShares Core MSCI EM IMI (EMIM). Du hast die volle Kontrolle über die Gewichtung und kannst sie bei Bedarf anpassen, wenn du glaubst, dass China boomt oder die USA überhitzt sind. Aber: Du musst mindestens einmal im Jahr manuell rebalancen, sprich, dein Depot checken, ausrechnen ob die Anteile noch stimmen, und Käufe oder Verkäufe tätigen. Mehr Arbeit, aber mehr Kontrolle.

Ein kurzer Gedanke.

Single-ETF (FTSE All-World): Einfach. Kombo (MSCI World + EM): Kompliziert. Der Kern der MSCI World vs. FTSE All-World Debatte liegt genau hier: Ein ETF (VWCE) macht alles automatisch, die 70/30-Kombo (IWDA + EMIM) gibt dir Kontrolle. Aber lohnt sich die Mühe?

1. Der Kosten-Vergleich, realistisch gerechnet

Ich habe das durchgerechnet, basierend auf Daten von justETF und trackingdifferences.com, Stand November 2025. Die meisten Vergleiche vergessen Rebalancing-Kosten. Ich nicht.

Komponente1 ETF (VWCE)70/30 (IWDA + EMIM)Differenz
TER0,19 %0,19 % *±0 % (identisch)
Tracking Difference−0,10 %ca. −0,08 % (gewichtet)−0,02 % für VWCE
Rebalancing-Kosten0 %~0,02 % (1x/Jahr, Spreads)+0,02 % für VWCE
Gesamt0,09 %0,13 %VWCE wins
* Rechenweg: 0,7 × 0,20% (IWDA) + 0,3 × 0,18% (EMIM) = 0,14% + 0,054% = 0,194%, gerundet 0,19%

Die Überraschung: Der auf dem Papier teurere Ein-ETF ist in der Praxis günstiger. Warum? Die TD von VWCE ist besser als der gewichtete Durchschnitt von IWDA und EMIM, weil Schwellenländer-ETFs oft schlechter tracken durch höhere Spreads und weniger liquide Märkte. Und dann kommen noch die Rebalancing-Kosten dazu, typischerweise 0,01 bis 0,03% pro Trade durch Geld-Brief-Spannen beim Kauf und Verkauf.

Bei einem 50.000-Euro-Portfolio über 25 Jahre? Der Unterschied von 0,04% summiert sich auf mehrere Tausend Euro durch den Zinseszinseffekt. Nicht dramatisch, aber warum zahlen, wenn unnötig?

2. Die Rebalancing-Steuer-Falle bei 70/30

Hier wird es richtig ungemütlich für die Kontrollfreaks. Wenn du thesaurierende ETFs hältst, was für langfristigen Vermögensaufbau sinnvoll ist, zahlst du in beiden Strategien jährlich die Vorabpauschale. Das ist diese kleine Vorauszahlung auf Steuern, berechnet als 70% der Basiszinsen auf deinen Depotwert, meist unter 50 Euro pro Jahr bei einem 50.000-Euro-Depot. Das ist also kein Unterscheidungsmerkmal zwischen den Strategien.

Der wahre Killer ist die Rebalancing-Steuer.

Stell dir vor, Schwellenländer haben ein super Jahr. 2025 zum Beispiel: Indien boomt mit Tech-IPOs, China stabilisiert sich nach der Immobilienkrise, und dein EM-ETF (EMIM) macht +16,1% seit Jahresanfang, während der MSCI World (IWDA) nur +6,1% schafft. Deine 70/30-Balance verschiebt sich auf etwa 67/33. Um das Gleichgewicht wiederherzustellen, musst du EM-Anteile verkaufen.

In dem Moment, in dem du auf „Verkaufen“ klickst, realisierst du einen Gewinn. Und auf diesen Gewinn fallen sofort 26,375% Kapitalertragsteuer an, das sind 25% Abgeltungsteuer plus 5,5% Solidaritätszuschlag darauf.

Dieses Geld ist weg. Es kann nie wieder für dich arbeiten, nie wieder vom Zinseszinseffekt profitieren. Jeder verkaufte Euro mit Gewinn ist ein Euro, der nicht mehr compound, also verzinst wird.

Praktisches Beispiel: Die 79-Euro-Rebalancing-Steuer

Dein Portfolio ist von 50.000€ auf 60.000€ gewachsen. Der MSCI World-Anteil ist jetzt 43.000€ wert (71,7% statt 70%). Der EM-Anteil 17.000€ (28,3% statt 30%). Du musst 1.000€ vom World in EM umschichten.

Option 1 (Verkauf):
Du verkaufst World-Anteile für 1.000€. Auf den darin enthaltenen Gewinn, sagen wir 300€, zahlst du 26,375%, also rund 79€ Steuern. Das Geld ist weg, nur um deine Excel-Tabelle wieder schön aussehen zu lassen.

Option 2 (Der Sparplan-Trick):
Du verkaufst nichts. Stattdessen passt du deinen Sparplan an und kaufst in den nächsten Monaten nur noch den untergewichteten EM-ETF nach, bis die Balance wieder stimmt. Komplett kostenlos und steuerfrei.

Der Sparplan-Trick funktioniert nur bedingt:

Bei einem 20.000-Euro-Depot und 200 Euro Sparrate geht das gut. Bei einem 200.000-Euro-Depot und 200 Euro Sparrate? Du würdest Jahre brauchen, um eine fünfprozentige Verschiebung auszugleichen. Dann musst du doch verkaufen, oder du akzeptierst die Drift und lässt das Portfolio dem Markt folgen.

Und dann dieser verschachtelte Gedanke, den viele übersehen: Wenn du bedenkst, dass die 70/30-Strategie, die ja theoretisch mehr Kontrolle bietet, weil du EM separat hältst und bei Bedarf anpassen kannst, falls du glaubst dass Indien der nächste große Markt wird oder China politisch zu riskant, tatsächlich jedes Jahr diese winzigen aber stetigen Friktionskosten verursacht, durch Spreads beim Rebalancing, durch Steuereffekte bei Verkäufen, durch die mentale Last zu entscheiden „rebalance ich jetzt oder warte ich noch“, dann fragst du dich irgendwann, ob die Kontrolle den Preis wert ist.

3. Die Broker-Sparplan-Realität

Die beste Strategie bringt nichts, wenn du sie bei deinem Broker nicht günstig umsetzen kannst. Hier die aktuelle Übersicht für deutsche Anleger, Stand November 2025.

BrokerVWCE SparplanFWIA SparplanIWDA SparplanEMIM SparplanGebühren
Trade Republic✅ Kostenlos✅ Kostenlos✅ Kostenlos✅ Kostenlos0 €
Scalable Capital✅ Kostenlos✅ Kostenlos✅ Kostenlos✅ Kostenlos0 €
INGAb 1 €Ab 1 €Ab 1 €Ab 1 €1,75 % (min. 1 €)
Consorsbank1,5 %1,5 %1,5 %1,5 %1,5 % (min. 1 €)

Die Sache ist eindeutig. Wenn du nicht unnötig Geld verbrennen willst, führt kein Weg an einem Neo-Broker wie Trade Republic oder Scalable Capital vorbei. Dort sind alle hier besprochenen ETFs als kostenloser Sparplan verfügbar. Bei 100 Euro monatlich sparst du dir bei Trade Republic vs. Consorsbank rund 18 Euro pro Jahr, das sind über 20 Jahre bei gleichbleibender Sparrate fast 500 Euro plus entgangene Zinsen. Die Gebühren bei den etablierten Banken sind ein Relikt aus der Zeit, als Online-Broker noch Exoten waren.

Vollständigen Vergleich aller Broker findest du hier: Broker für US-Aktien 2025.

4. Rebalancing in der Praxis – oder warum niemand darüber spricht

Rebalancing, für alle die neu dabei sind, bedeutet einfach: Du stellst die ursprüngliche Verteilung deiner ETFs wieder her. Wenn dein Portfolio von 70/30 auf 75/25 driftet, weil Industrieländer besser gelaufen sind, verkaufst du etwas World und kaufst EM nach. Klingt simpel. Ist es aber nicht.

Erstens: Wann rebalancierst du? Bei 5% Abweichung? Bei 10%? Jährlich am Geburtstag? Die Community streitet sich darüber seit Jahren. Studien zeigen, dass die Unterschiede zwischen verschiedenen Rebalancing-Strategien marginal sind, solange du überhaupt irgendeine Regel befolgst.

Zweitens: Jedes Rebalancing kostet. Nicht nur Gebühren, falls dein Broker welche verlangt, sondern vor allem Geld-Brief-Spannen, das ist der Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreis. Bei liquiden ETFs wie IWDA oder EMIM sind das zwar nur 0,01 bis 0,03%, aber bei einem 50.000-Euro-Portfolio und einmal Rebalancing pro Jahr summiert sich das über Jahrzehnte.

Drittens, und das ist der Punkt den fast niemand erwähnt: Rebalancing ist emotional anstrengend. Du musst den ETF verkaufen, der gerade gut läuft, und den kaufen, der gerade verliert. Das fühlt sich falsch an. Dein Gehirn schreit: „Warum verkaufe ich den Gewinner?“ Die Disziplin, das trotzdem durchzuziehen, haben viele nicht. Und dann driftet das Portfolio, die Strategie verwässert, und am Ende hältst du eine undefinierte Mischung, die weder Fisch noch Fleisch ist.

Was die Forschung sagt:

Simulationen von Vanguard zeigen, dass Rebalancing in der Regel zu niedrigeren Renditen führt im Vergleich zu einem Portfolio ohne Rebalancing. Warum? Weil du systematisch Gewinner verkaufst und Verlierer nachkaufst, während Momentum oft länger anhält als gedacht. Rebalancing macht vor allem Sinn für Risiko-Management, nicht für Rendite-Optimierung.

5. Die Steuer-Falle, die dich Tausende kostet

Jetzt wird es richtig teuer. Angenommen, du hast dein 70/30-Portfolio seit drei Jahren und die Schwellenländer haben sich verdoppelt, während die Industrieländer nur 40% zugelegt haben. Dein EM-Anteil ist jetzt deutlich übergewichtet. Du entscheidest dich zu rebalancen und verkaufst EM-Anteile.

In dem Moment, in dem du auf „Verkaufen“ klickst, passiert folgendes: Der Gewinn wird realisiert. Das Finanzamt will seinen Anteil. 26,375% Kapitalertragsteuer, das sind 25% Abgeltungsteuer plus 5,5% Solidaritätszuschlag darauf, fällig sofort. Bei einem 5.000-Euro-Gewinn sind das 1.319 Euro, die du ans Finanzamt überweist. Geld, das nie wieder für dich arbeitet.

Bei einem Single-ETF wie VWCE? Du verkaufst nie, außer ganz am Ende wenn du das Geld brauchst. Bis dahin compound, also verzinst sich alles, steuerfrei. Das ist der entscheidende Unterschied.

Der Sparplan-Trick, den kaum einer kennt:

Es gibt einen Weg, wie du bei 70/30 rebalancen kannst, ohne zu verkaufen. Du passt einfach deinen Sparplan an. Wenn World übergewichtet ist, stoppst du den World-Sparplan und besparst nur noch EM. Nach ein paar Monaten ist die Balance wieder hergestellt. Komplett steuerfrei, weil keine Verkäufe.

Das funktioniert aber nur, solange deine Sparrate groß genug im Verhältnis zum Depot ist. Realistisch: Bei einem 20.000-Euro-Depot und 200 Euro Sparrate geht das gut. Bei einem 200.000-Euro-Depot und 200 Euro Sparrate? Du würdest Jahre brauchen. Dann musst du doch verkaufen, oder du akzeptierst die Drift und lässt das Portfolio dem Markt folgen.

6. Was Anfänger wirklich wissen müssen

Praktische Empfehlung, ohne Umschweife: Trade Republic oder Scalable Capital. Beide haben VWCE kostenlos. Wenn du aus irgendeinem Grund die 70/30-Kombo willst, auch dort kostenlos. Der Broker ist fast egal, die Strategie ist wichtiger. Starte mit 50 bis 100 Euro monatlich, richte den Sparplan ein, und lass es laufen. Vergiss nicht: Langfristig gewinnt, wer dabei bleibt, nicht wer die perfekte TER findet.

Ich persönlich würde immer VWCE nehmen. Weniger Stress, keine Rebalancing-Kopfschmerzen, keine Steuerfallen, und am Ende, wie wir in Abschnitt III gesehen haben, sogar leicht besser bei den echten Kosten. Die 70/30-Strategie hat ihre Berechtigung, wenn du wirklich bewusst mehr EM-Exposure willst, weil du an China oder Indien glaubst. Aber für 80% der Anleger? Overkill.

Und jetzt mal ganz ehrlich: Wenn du zwischen VWCE mit 0,09% Nettokosten und 70/30 mit 0,13% hin und her grübelst, verschwendest du Zeit. Der Unterschied ist so klein, dass er fast egal ist. Viel wichtiger: Fang an. Heute. Nicht morgen. Die größten Fehler sind nicht falsche ETF-Wahl, sondern zu spät starten oder zu oft umschichten, weil du denkst, du hast was Besseres gefunden.

VI. Vanguards Gebührensenkung Oktober 2025

Stell dir vor, du checkst morgens die Finanz-News, siehst die Schlagzeile „Vanguard senkt Gebühren“, und innerhalb von Stunden posten alle in den Foren: „VWCE ist jetzt unschlagbar!“ Ein Leser hat mir am selben Tag gemailt: „Soll ich jetzt von meiner 70/30-Kombo wechseln?“ Meine erste Reaktion: Warte kurz. Lass uns rechnen. Solche Cuts klingen immer dramatisch, ändern aber oft weniger, als du denkst.

Schlägt die 0,19 Prozent-VWCE jetzt die 70/30-Kombo?

Spoiler: Es ändert fast nichts.

Der Preiskampf unter den ETF-Anbietern geht weiter. SPDR hat bereits im August 2024 die Kosten für seinen MSCI ACWI IMI ETF von 0,40 Prozent auf 0,17 Prozent gesenkt – eine massive Reduktion um 0,23 Prozentpunkte. Jetzt zieht Vanguard nach. Am 7. Oktober 2025 fällt die TER des FTSE All-World ETF (VWCE) von 0,22 Prozent auf 0,19 Prozent. Das steht in den offiziellen Pressemitteilungen von Vanguard und wurde von allen großen ETF-Portalen bestätigt. Invesco bleibt derweil cool bei seinen 0,15 Prozent für den FWIA.

TER erklärt für Einsteiger:

Die TER (Total Expense Ratio) ist die jährliche Verwaltungsgebühr, die vom Fondsvermögen abgezogen wird. Du bekommst sie nicht separat berechnet, sie ist einfach im Kursverlauf des ETF eingepreist. Eine Senkung von 0,22 auf 0,19 Prozent bedeutet: Pro 10.000 Euro investiertem Geld sparst du 3 Euro pro Jahr. Klingt wenig, summiert sich aber über Jahrzehnte durch den Zinseszinseffekt.

Was hat sich konkret geändert?

Für den VWCE: Von 0,22 Prozent auf 0,19 Prozent, das sind minus 0,03 Prozentpunkte Ersparnis pro Jahr. Die 70/30-Kombo aus iShares Core MSCI World (IWDA) mit 0,20 Prozent und iShares Core MSCI EM IMI (EMIM) mit 0,18 Prozent bleibt unverändert. Gewichtet ergibt das 0,19 Prozent, also 0,7 × 0,20% + 0,3 × 0,18% = 0,194%, gerundet 0,19%.

Die TER-Lücke zwischen VWCE und 70/30 ist damit praktisch verschwunden, beide liegen jetzt bei 0,19 Prozent auf dem Papier.

Reicht das, um die Bastel-Lösung endgültig zu schlagen? Rechnen wir es mit den echten Nettokosten durch, die wir in Abschnitt III ermittelt haben.

KomponenteVWCE (neu)70/30 (unverändert)
TER0,19 %0,19 %
Tracking Difference−0,10 %ca. −0,08 %
Rebalancing-Kosten0 %~0,02 %
Echte Nettokosten0,09 %0,13 %

Vanguard gewinnt. Um 0,04 Prozent pro Jahr. Über 25 Jahre bei einem 50.000-Euro-Startinvestment, ohne weitere Einzahlungen, bei 7 Prozent Bruttorendite, sind das ungefähr 3.200 Euro Differenz. Nicht nichts, aber auch nicht die Welt. Der Hauptunterschied kommt weiterhin von der besseren Tracking Difference des VWCE und den eingesparten Rebalancing-Kosten, nicht von der TER-Senkung selbst.

Die Invesco-Wildcard

Diese ganze Rechnung ignoriert aber die Wildcard im Spiel, den Invesco FTSE All-World (FWIA). Mit seiner aggressiven Wertpapierleihe, also dem Verleihen von Aktien an Shortseller gegen Gebühr, schafft er es auf eine effektive Kostenquote von minus 0,14 Prozent in manchen Jahren (siehe Abschnitt III). Er zahlt dir quasi Geld, oder genauer gesagt, die Leiheinnahmen übersteigen die TER.

Das Problem: Diese Zahl schwankt wie ein Aktienkurs. Die Tracking Difference lag 2024 bei plus 2,33 Prozent, im ersten Halbjahr 2025 aber bei minus 1,75 Prozent, laut justETF-Daten. Das Risiko: Wenn der Securities-Lending-Markt einbricht, zum Beispiel in einer Krise wenn niemand mehr Aktien leihen will, kippt die TD ins Negative, und du verlierst den Kostenvorteil.

Invesco ist mir persönlich zu volatil in der Tracking Difference. Aber das ist eine persönliche Präferenz, keine Anlageberatung. Wenn du mit dieser Unsicherheit leben kannst und an die langfristige Fortsetzung der Leiheinnahmen glaubst, kann FWIA die günstigste Option sein. Historisch gesehen hat Invesco das Securities Lending gut gemanagt, aber Vergangenheit ist keine Garantie.

Wichtig zu verstehen: Vanguards Gebührensenkung macht den VWCE auch auf dem Papier und in der Realität um 0,04 Prozent günstiger als die 70/30-Lösung. Aber der Unterschied ist so winzig, dass er für deine Entscheidung nicht ausschlaggebend sein sollte. Der größte Fehler wäre, wegen dieser Mini-Unterschiede zwischen den Strategien hin und her zu wechseln und dabei Steuern zu zahlen.

Kurz: Egal.

Kontext: VWCE ist Europas größter Weltaktien-ETF

Mit der Gebührensenkung festigt Vanguard die Position des FTSE All-World als größten nach Marktkapitalisierung gewichteten ETF Europas. Das Fondsvolumen liegt bei über 24,9 Milliarden Euro (thesaurierende Variante) plus 18,5 Milliarden Euro (ausschüttende Variante), zusammen über 43 Milliarden Euro. Diese Größe ermöglicht Skaleneffekte, die Vanguard an die Anleger weitergibt.

Vanguard schätzt, dass allein die Kostensenkung beim FTSE All-World ETF Anlegern jährlich 13,7 Millionen US-Dollar an Gebühren spart. Insgesamt bedeuten die im Oktober 2025 angekündigten Gebührensenkungen jährliche Einsparungen in Höhe von rund 18,5 Millionen US-Dollar für alle betroffenen ETFs.

Meine Empfehlung nach der Gebührensenkung

Wähle nach deinem Komfort-Level, nicht nach Hundertstel-Prozentpunkten:

VWCE: Bequem, null Aufwand, historisch grundsolide Tracking Difference, jetzt mit 0,19 Prozent TER auch preislich auf Augenhöhe mit der 70/30-Kombo. Für 80 Prozent der Anleger die beste Wahl.

FWIA: Potenziell am günstigsten durch Securities Lending, wenn du den Tracking-Difference-Swing erträgst und an die Fortsetzung der Leiheinnahmen glaubst. Für Optimierer mit starken Nerven. Aber: Nur 2,5 Jahre Track Record, TD-Volatilität ist hoch.

70/30-Kombo: Volle Kontrolle über die Emerging-Markets-Gewichtung, minimal teurer in der Praxis (0,13% vs. 0,09%), mehr Arbeit durch Rebalancing. Für Kontrollfreaks, die gerne an ihrer Strategie feilen.

Alle drei Strategien funktionieren. Der größte, teuerste und dümmste Fehler? Wegen dieser 0,03 Prozent TER-Unterschied zwischen ihnen hin und her zu wechseln. Jeder Wechsel kostet dich Steuern auf realisierte Gewinne, typischerweise 26,375 Prozent. Bei einem 10.000-Euro-Gewinn sind das 2.638 Euro, die du ans Finanzamt überweist. Damit hast du die theoretischen Vorteile der nächsten 50 Jahre aufgefressen.

Bleib bei dem, was du hast. Oder wähle jetzt einmal sorgfältig, wenn du neu anfängst. Aber dann: Finger weg. Lass es laufen.

VII. Methodik-Feinheiten: Was die Indexanbieter dir nicht erzählen

Stell dir vor, du gräbst dich durch diese trockenen Index-Factsheets, siehst all die Prozentsätze, und denkst: „Das kann nicht alles sein.“ Ich habe das letztes Jahr gemacht, nach einer hitzigen Debatte in einem Forum, wo jemand behauptete, MSCI sei „vollständiger“ als FTSE. Meine Reaktion: Bullshit. Die Anbieter erzählen dir nicht die ganze Wahrheit, und genau das macht den Unterschied, nicht in Renditen, aber in deinem Verständnis.

Willkommen im Maschinenraum. Hier geht es um die Details, die 99 Prozent der Anleger ignorieren, die aber erklären, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Kein Fachchinesisch, versprochen. Wir machen es kurz und visuell.

FTSE 90 Prozent vs. MSCI 85 Prozent: Die Abdeckungs-Lüge

Beide werben mit hohen Prozentsätzen, aber es ist eine Lüge, oder sagen wir, eine Halbwahrheit. FTSE sagt ’90 bis 95 Prozent‘. MSCI sagt ’85 Prozent‘. Beide haben recht. Und beide führen dich in die Irre, weil sie unterschiedliche Dinge messen.

Stell dir den gesamten globalen Aktienmarkt als einen großen Kuchen vor, aufgeteilt in leuchtende Farben. Blau für abgedeckt, Grau für ignoriert.

FTSE All-World: Ein riesiger blauer Kreis mit 90 Prozent für große und mittlere Unternehmen. Der schmale graue Rand von 10 Prozent? Small Caps, die nicht drin sind. Das sind etwa 4.200 Unternehmen aus 49 Ländern, inklusive Emerging Markets.

MSCI World: Nur ein blauer Sektor für 85 Prozent der Developed Markets, etwa 1.500 Unternehmen aus 23 Ländern. Und der Rest, Emerging Markets? Komplett schwarz, 0 Prozent Abdeckung. Kein China, kein Indien, nichts.

MSCI ACWI: Blau für 85 Prozent global, Developed plus EM, aber nur Large und Mid Cap, mit 15 Prozent grauem Small-Cap-Loch. Rund 2.900 Unternehmen aus 47 Ländern.

SPDR MSCI ACWI IMI: Fast volles Blau, 99 Prozent mit Small Caps inklusive. Der vollständigste Index, aber auch mit den höchsten Tracking-Problemen durch die Komplexität der Replikation.

Index-Abdeckung Vergleich: MSCI World vs. FTSE All-World vs. MSCI ACWI
Abdeckungs-Vergleich visualisiert: FTSE All-World deckt 90-95% der globalen Marktkapitalisierung ab (4.200 Unternehmen, 49 Länder), MSCI World nur 85% der Developed Markets (1.500 Unternehmen, 23 Länder, keine Emerging Markets). MSCI ACWI liegt dazwischen mit 85% global (2.900 Unternehmen, 47 Länder). Die „Prozente“ sind Marketing, die Methodik zählt.
Was „Abdeckung“ wirklich bedeutet:

FTSE misst 90 Prozent der investierbaren Marktkapitalisierung, angepasst an Free-Float, also was du wirklich kaufen kannst ohne illiquide Anteile. MSCI misst 85 Prozent der Marktkapitalisierung innerhalb ihrer definierten Märkte, roher berechnet. Das ist, als würde ein Supermarkt sagen „Wir haben 90 Prozent aller Produkte“, aber nur von denen, die überhaupt verkauft werden dürfen.

Abdeckung ist Marketing. Nicht Realität.

Praktisch? Fast egal. Die fehlenden 10 bis 15 Prozent sind Micro-Caps mit miesen Spreads, hohen Handelskosten, niedriger Liquidität. Für dich als Anleger: Du verpasst nichts Wertvolles, aber es erklärt, warum FTSE „breiter“ fühlt. Tangente: Wenn Small Caps boomen, wie 2021, profitiert ein FTSE All-World etwas mehr. Aber langfristig? Der Effekt ist minimal, unter 0,5 Prozent pro Jahr Unterschied, basierend auf Backtests.

Und dann dieser verschachtelte Gedanke, der häufig fehlt: Wenn du verstehst, dass diese Abdeckungs-Prozente, die ja so überzeugend klingen in den Prospekten, eigentlich von Methodiken abhängen, die Free-Float berücksichtigen oder nicht, was FTSE praktikabler macht für reale ETFs, die illiquide Aktien meiden müssen, dann siehst du, warum ich sage: Ignoriere die Zahl, schau auf die Qualität der Replikation.

EM-Klassifikation: Der Südkorea-Polen-Clusterfuck

Hier wird es richtig absurd. Man sollte meinen, die Definition eines „Schwellenlandes“ sei eindeutig. Ist sie aber nicht. MSCI und FTSE leben in Paralleluniversen, und das hat reale Konsequenzen für dein Portfolio.

LandMSCIFTSEWarum der Unterschied?
SüdkoreaEmerging MarketDeveloped MarketFTSE stufte hoch, MSCI weigert sich seit Jahren
PolenEmerging MarketDeveloped MarketFTSE stufte 2018 hoch
TaiwanEmerging MarketAdvanced EmergingFTSE sieht es weiter entwickelt (seit 2021)
ChinaEmerging MarketEmerging MarketHier sind sie sich einig (34% in EM-Indizes)
Saudi-ArabienEmerging MarketEmerging MarketBeide neu seit 2019
Quelle: justETF, Timeline.co, Stand Ende 2024
Geografische Verteilung MSCI World vs. FTSE All-World
Geografische Verteilung im Vergleich: MSCI World ist zu 70,4% in den USA investiert, hat 0% Emerging Markets. FTSE All-World ist diversifizierter mit 59% USA und 10% Emerging Markets (China, Indien, Taiwan, Brasilien). Der Unterschied in der Länder-Klassifikation zwischen MSCI und FTSE führt zu unterschiedlichen regionalen Gewichtungen.

Das ist keine akademische Spitzfindigkeit. Das hat reale Konsequenzen. Wenn du einen MSCI World ETF hältst, der Südkorea komplett ausschließt, weil MSCI es als Emerging Market führt, kombiniert mit einem MSCI Emerging Markets ETF, dann hast du theoretisch die Welt abgedeckt. Aber wenn du einen MSCI World ETF mit einem FTSE Emerging Markets ETF kombinierst, der Südkorea auch nicht enthält, weil FTSE es als Developed führt, hast du eine der größten Volkswirtschaften Asiens einfach aus deinem Portfolio eliminiert.

Ist Südkorea „Emerging“? Samsung allein hat eine Marktkapitalisierung, die größer ist als das gesamte polnische Börsenuniversum. Aber die MSCI-Regeln sind binär wie ein Lichtschalter: An oder Aus, kein Dimmer. Entweder ein Land erfüllt alle Kriterien für „Developed“ – Marktzugang, Regulierung, Kapitalverkehrsfreiheit, Währungsstabilität – oder es bleibt im Schwellenland-Topf. Taiwan wird seit zehn Jahren diskutiert, FTSE hat es zu „Advanced Emerging“ hochgestuft, MSCI zögert weiter.

Praktische Konsequenz: Wenn du einen MSCI World ETF hältst und denkst, du hast „die Welt“ im Depot, fehlen dir komplett: China (ca. 3% des globalen Marktes), Indien (ca. 2%), Taiwan (ca. 2%), Brasilien, und je nach Klassifikation auch Südkorea. Das ist keine Kleinigkeit – du lässt systematisch einige der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften aus.

Die Rebalancing-Mechanik

Viermal im Jahr schauen sich FTSE und MSCI ihre Indizes an und schmeißen raus, was zu klein geworden ist, und nehmen auf, was groß genug ist. Das ist der unsichtbare Motor, der die Zusammensetzung steuert.

FTSE: Quartalsweise Index-Review im März, Juni, September und Dezember. Unternehmen werden hinzugefügt oder entfernt basierend auf Marktkapitalisierung und Free-Float. Problem für ETFs: Sie müssen exakt am Rebalancing-Datum handeln, was Liquiditätsdruck erzeugt. Preise können kurzfristig spiken, weil alle ETF-Manager gleichzeitig die gleichen Aktien kaufen oder verkaufen müssen.

MSCI: Ähnlich quartalsweise, aber Semi-Annual Index Reviews im Mai und November für große Änderungen. Kleinere Anpassungen laufen quartalsweise. Vorteil: Planbarerer Handelsfluss, weniger Überraschungen. Die großen Umschichtungen sind im Voraus bekannt, ETF-Manager können sich vorbereiten und Trades über mehrere Tage verteilen.

Für dich als Anleger praktisch irrelevant. Aber es erklärt, warum die Tracking Difference manchmal genau in diesen Rebalancing-Monaten einen unerklärlichen Spike hat, einen plötzlichen Dip in der ETF-Performance von 0,1-0,3%, der sich nach ein paar Tagen erholt. Das ist der Moment, in dem der ETF-Manager schwitzt und versucht, Millionen von Euro effizient umzuschichten, ohne den Markt gegen sich zu bewegen.

Zukunft: Semi-Annual Rebalancing

Ab November 2026 stellt Russell (FTSE-Eigentümer) auf halbjährliches Market-Cap-Rebalancing um, behält aber die jährliche Style-Klassifikation (Value/Growth) bei. Das soll Handelsdruck und Tracking-Differenzen reduzieren. Langfristig könnten auch MSCI und FTSE nachziehen.

Warum das alles zählt

Weil Methodik Rendite formt, subtil. Du denkst, Indizes sind gleich? Falsch. Die Unterschiede sind minimal in der langfristigen Performance – über 15 Jahre liegen MSCI World und FTSE Developed nur 1-2% auseinander. Aber maximal im Verständnis dessen, was du wirklich kaufst.

Ein MSCI World ETF ist kein „Welt-ETF“, sondern ein „reiche-Länder-ETF“. Ein FTSE All-World ist näher an „echtem Global“, schließt aber trotzdem die untersten 10% Small Caps aus. Und beide behandeln Südkorea, Polen und Taiwan fundamental unterschiedlich.

Die Lektion? Mische niemals Index-Anbieter auf Asset-Class-Ebene. Entweder du gehst All-In MSCI (World + EM) oder All-In FTSE (All-World). Sonst hast du Lücken oder Überschneidungen, die du nicht siehst, bis du tief in die Factsheets gräbst. Und genau das macht fast niemand.

Jetzt weißt du’s. Die Unterschiede sind real, aber nicht dramatisch. Wähle einen Anbieter, bleib dabei, und verschwende keine Zeit mit Grübeln. Die größte Rendite kommt davon, überhaupt zu investieren, nicht vom perfekten Index.

VIII. MSCI World vs. FTSE All-World: Welcher ETF passt zu dir?

Du hast den ganzen Artikel gelesen, scrollst runter, und denkst: „Okay, aber was jetzt? Welchen ETF nehme ich wirklich?“ Genau das hat mich ein Leser gestern gefragt, nach all den Tabellen und Backtests. Keine Lust auf eine langweilige Zusammenfassung? Gut. Stattdessen ein simpler Entscheidungsbaum: Beantworte vier Fragen ehrlich, und du hast deine Antwort in drei Minuten.

Welcher ETF ist für dich der richtige?

Frage 1: Wie wichtig ist dir Bequemlichkeit?

Sehr wichtig, du willst einmal investieren und nie wieder darüber nachdenken:
→ Deine Wahl ist eine 1-ETF-Lösung. Für 99% der Anleger: Vanguard FTSE All-World (VWCE) – 10+ Jahre bewährt, 24,6 Mrd. EUR Fondsgröße, konstante TD von -0,10% über ein Jahrzehnt.

⚠️ FWIA ist keine Alternative für Einsteiger: Der Invesco FTSE All-World hat nur 2,5 Jahre Historie, extreme TD-Schwankungen (2024: +2,33%, H1 2025: -1,75%), 12x kleineres Volumen (1,986 Mrd. vs. 24,58 Mrd. EUR), kein Krisentest. Nur für Experimentierfreudige: maximal 10-20% des Portfolios. (Details zu FWIA-Risiken siehe Abschnitt III)

Frage 2: Willst du Emerging Markets?

Ja, automatisch dabei:
→ Nimm einen FTSE All-World (VWCE bevorzugt, FWIA nur experimentell) oder einen MSCI ACWI (SPYY). Diese Indizes enthalten automatisch Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien, du musst nichts separat nachkaufen.

Ja, aber separat steuerbar:
→ Nimm die 70/30-Kombo aus MSCI World (IWDA) und MSCI Emerging Markets (EMIM). So kannst du die Gewichtung anpassen, falls du glaubst, dass Indien gerade unterbewertet ist oder China zu riskant wird.

Nein, nur Industrieländer:
→ Deine Wahl ist ein reiner MSCI World ETF wie der iShares Core MSCI World (IWDA). Das bedeutet USA, Europa, Japan, aber kein China, kein Indien.

Frage 3: Wie groß ist dein Portfolio?

Unter 10.000 Euro:
Es ist komplett egal. Der Kostenunterschied zwischen den ETFs beträgt weniger als 10 Euro im Jahr. Nimm den VWCE und schlaf gut. Jede Minute, die du mit Optimierung verbringst, ist verschwendet.

10.000 bis 100.000 Euro:
Die Tracking Difference wird langsam relevant. Der VWCE mit konstanten minus 0,10 Prozent TD über 10 Jahre ist hier die logische Wahl. Bei 50.000 Euro macht eine stabile TD mehrere Tausend Euro Unterschied über 25 Jahre (siehe Abschnitt III).

Über 100.000 Euro:
Du kannst über eine 70/30-Kombo nachdenken, aber nicht wegen der Kosten, die sind marginal, sondern wegen fortgeschrittener Strategien wie Tax-Loss-Harvesting. Das bedeutet: Du verkaufst gezielt Verlierer-Positionen im Depot, um realisierte Gewinne steuerlich zu neutralisieren. Das funktioniert nur, wenn du mehrere ETFs hältst, nicht mit einem All-in-One wie VWCE.

Was ist Tax-Loss-Harvesting?

Eine Strategie für große Depots: Du verkaufst ETFs, die im Minus sind, realisierst den Verlust steuerlich (senkt deine Steuerlast auf andere Gewinne), und kaufst sofort einen ähnlichen ETF nach. Bei 70/30 könntest du zum Beispiel einen MSCI World ETF gegen einen anderen tauschen, wenn er im Minus ist. Bei VWCE allein geht das nicht. Aber: Das lohnt sich nur ab sechsstelligen Beträgen und wenn du die steuerlichen Feinheiten verstehst.

Frage 4: Hast du schon einen ETF?

Ja, und der funktioniert:
NICHT WECHSELN! Ich kann es nicht oft genug sagen. Die Steuereffekte durch den Verkauf fressen jeden potenziellen Vorteil für Jahre auf. Wenn du heute einen MSCI World ETF hältst und zu VWCE wechselst, zahlst du 26,375 Prozent Steuern auf alle aufgelaufenen Gewinne. Bei einem 20.000-Euro-Depot mit 5.000 Euro Gewinn sind das 1.319 Euro Steuern. Das Geld arbeitet nie wieder für dich. Bleib dabei.

Nein, du fängst neu an:
Nimm den ETF, der bei deinem Neo-Broker am günstigsten und einfachsten zu besparen ist. Das ist in neun von zehn Fällen der VWCE bei Trade Republic oder Scalable Capital. Beide bieten ihn als kostenlosen Sparplan an.

Das war’s. Deine Wahl.

Die unpopuläre Wahrheit

Und dann dieser verschachtelte Gedanke, der alles zusammenfasst: Wenn du all das bedenkst, was wir durchgekaut haben, von Nettokosten über Währungseffekte bis hin zu Methodik-Feinheiten, die ja zeigen, dass der Unterschied zwischen diesen ETFs, ob FTSE oder MSCI, oft übertrieben wird in den YouTube-Videos, die du siehst, dann kommst du zur unbequemen Erkenntnis: Der Unterschied zwischen VWCE mit 0,09 Prozent echten Kosten und der 70/30-Kombo mit 0,13 Prozent echten Kosten ist marginal.

Über 25 Jahre bei 50.000 Euro Startkapital? Ungefähr 3.200 Euro Unterschied zugunsten VWCE (siehe Abschnitt V). Das hört sich nach viel an. Ist es aber nicht. Deine größten und teuersten Fehler sind ganz andere:

1. Zu wenig investieren, weil du monatelang darüber grübelst, welcher ETF 0,02 Prozent besser ist. In der Zeit hättest du drei Sparraten ausführen können. Der größte Hebel ist die Sparquote, nicht die TER.

2. Zu oft umschichten, weil du denkst, du hättest den heiligen Gral gefunden, und dabei jedes Mal Steuern zahlst. Ein einziger Wechsel bei 10.000 Euro Gewinn kostet dich 2.638 Euro. Damit hast du die theoretischen Vorteile der nächsten 20 Jahre aufgefressen.

3. Markt-Timing, weil du glaubst zu wissen, dass „Emerging Markets jetzt billig aussehen“ oder „die USA überhitzt sind“. Niemand weiß das. Auch du nicht. Studien von Vanguard zeigen: Time in the market beats timing the market, immer.

Meine persönliche Empfehlung

Ich weiß, ich klinge wie ein Vanguard-Shill. Bin ich nicht. Es ist einfach pragmatisch. Die Zahlen sprechen für sich. Und nicht nur ich: Finanztip, eine der renommiertesten deutschen Verbraucher-Plattformen, hat im Frühjahr 2025 über 2.300 ETFs analysiert und 28 weltweite Aktien-ETFs empfohlenVWCE ist dabei, FWIA nicht (zu jung, zu klein).

Für 90 Prozent der Leser:
Kauft den Vanguard FTSE All-World (VWCE) bei Trade Republic oder Scalable Capital. Richtet den Sparplan ein. Fertig. Null Aufwand, solide Tracking Difference (konstant -0,10% über 10 Jahre), jetzt mit 0,19 Prozent TER auch preislich konkurrenzfähig. Mit 3.595 Positionen und über 25 Milliarden Euro Fondsvolumen ist VWCE einer der größten und liquidesten ETFs Europas.

Für fünf Prozent der Experimentierfreudigen:
Invesco FTSE All-World (FWIA)aber nur zum Beobachten, nicht als Hauptinvestment. Mit nur 2,5 Jahren Historie (seit Juni 2023) und extremer TD-Volatilität (2024: +2,33%, H1 2025: -1,75%) ist FWIA ein Experiment, keine sichere Bank. Die theoretisch niedrigsten Kosten (-0,14% durch Securities Lending) sind nicht garantiert. Die 1-Jahres-Performance 2024 lag nur 0,15% über VWCE – vernachlässigbar. Wenn du FWIA testen willst: Maximal 10-20% deines Portfolios, den Rest in VWCE.

Warum ich FWIA skeptisch sehe:
  • Nur 2,5 Jahre Historie – zu kurz für seriöse Langfrist-Empfehlung
  • TD-Volatilität extrem: ±2-3% pro Jahr, nicht vorhersagbar
  • Kein Krisentest: Weder 2020 Crash noch 2022 Inflation erlebt – Securities Lending unbewiesen in Bärenmärkten
  • Winzige Fondsgröße: 1,986 Mrd. EUR vs. 24,58 Mrd. EUR bei VWCE (12x kleiner) – Liquiditätsrisiko bei Massenverkäufen
  • Performance-Vorteil marginal: 2024 nur +0,15% besser als VWCE – der Unterschied ist Rauschen, keine Strategie
  • Finanztip-Status: Nicht empfohlen (zu jung für Kriterien: min. 5 Jahre, 100 Mio. EUR)

Für Anfänger und 99% der Anleger: VWCE. Für Optimierer mit starken Nerven: FWIA beobachten und 2027 neu bewerten, wenn 5 Jahre Daten vorliegen.

Für fünf Prozent der Kontrollfreaks:
Baut euch die 70/30-Kombo, wenn ihr das Rebalancing als Hobby seht. Historisch gesehen hatte die 70/30-Strategie in 77% der Jahre (23 von 30 Jahren zwischen 1995-2024) eine positive Rendite. Aber seid euch bewusst: Ihr zahlt mit Zeit, mit Aufwand, mit Rebalancing-Steuern (siehe Abschnitt V).

Meine unpopuläre Meinung:
  • 70/30 ist Zeitverschwendung für 99% der Anleger (Rebalancing-Steuer frisst Vorteile)
  • FWIA ist ein Experiment, keine Empfehlung (zu jung, zu volatil, zu klein)
  • VWCE ist langweilig, aber genau das brauchst du (10 Jahre bewährt, 25 Mrd. EUR Volumen)

Fight me.

Und jetzt: Kauf einen davon. Heute. Nicht morgen.

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IX. MSCI World vs. FTSE All-World: 16-Jahres-Backtest-Vergleich

Talk is cheap. Daten sind es nicht. Stell dir vor, du bist wie ich – nachts um zwei, tippst Code ein, weil du nicht glauben willst, was die Blogs über MSCI World vs. FTSE All-World sagen. Genau das habe ich gemacht: yfinance-Daten gezogen, Python-Backtests gefahren, und die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Für die Data-Nerds unter euch zeige ich zwei Analysen: Eine über 16 Jahre (die Wahrheit) und eine über 2,4 Jahre (der Hype). Der Unterschied? Entscheidend.

MSCI World vs. FTSE All-World: 16 Jahre Backtest-Daten

Ich habe EUR-native ETFs von 2009 bis 2025 analysiert – also 16,2 Jahre echte Marktdaten. Warum EUR statt USD? Weil du als deutscher Anleger in EUR kaufst, sparst und lebst. USD-Backtests sind Augenwischerei. Ich habe MSCI World (EUNL.DE), MSCI EM (IS3N.DE), FTSE All-World (VWCE.DE) und eine 70/30-Kombo verglichen. 4.095 Handelstage, keine Währungsverzerrung, faire Vergleichsbasis.

Langfrist-Performance 2009-2025: MSCI World vs. 70/30 vs. FTSE All-World in EUR
16 Jahre Realität: MSCI World (blau) führt mit +11,85% p.a. nach Kosten, 70/30-Portfolio (grün) +11,15% p.a., FTSE All-World (orange, nur ab 2019) +11,04% p.a. Der Unterschied? 0,70% p.a. zwischen World und 70/30 über 16 Jahre. MSCI EM (rot) weit abgeschlagen mit +6,04% p.a. – Emerging Markets waren kein Performance-Treiber. Quelle: Eigene Berechnung, Python (pandas), EUR-Daten 2009-2025.
ETF / PortfolioZeitraumJahreAnn. Rendite (%)Nettokosten (% p.a.)Rendite nach Kosten (%)Sharpe Ratio
MSCI World2009-09 – 2025-1116,212,010,1611,850,636
70/30 Portfolio2014-06 – 2025-1111,511,310,1611,150,569
FTSE All-World2019-07 – 2025-116,311,280,2411,040,493
MSCI EM2014-06 – 2025-1111,56,220,186,040,215
Quelle: Eigene Berechnung, Python (yfinance), EUR-Daten. Nettokosten = TER + durchschnittliche Tracking Difference. Sharpe Ratio misst risikoadjustierte Rendite (höher = besser).
Die Kernbotschaft aus 16 Jahren:
  • Alle Weltindizes performen ähnlich: ~11% p.a. über Dekaden, egal ob MSCI oder FTSE
  • MSCI World führt marginal: +0,70% p.a. über 70/30, +0,81% p.a. über VWCE – aber nur über 16 Jahre messbar
  • Emerging Markets enttäuschen: +6,04% p.a. vs. +11,85% (World) – fast 6% Unterschied!
  • Index-Wahl ist fast egal: Der größte Fehler ist nicht investieren, nicht welchen Index du wählst

Wie sich Weltindizes in Krisen verhalten

Backtests sind nett, aber Krisen sind der wahre Test. Ich habe vier große Marktschocks analysiert: Eurokrise (2011-2012), Brexit (2016), Corona-Crash (2020) und Zinsschock 2022. Die Erkenntnis? Alle Weltindizes crashen ähnlich. Der Unterschied zwischen MSCI World und FTSE All-World liegt in Krisen meist unter 1-2 Prozentpunkten.

KriseMSCI WorldMSCI EMFTSE All-World70/30 Portfolio
Eurokrise (2011-12)−11,24 %
Brexit (2016)+1,37 %+2,65 %+1,45 %
Corona-Crash (2020)−33,63 %−31,84 %−33,43 %−33,53 %
Zinsschock 2022−13,21 %−16,82 %−13,65 %−13,40 %
Quelle: Eigene Berechnung, EUR-Daten, Python (pandas). Krisenperioden definiert als: Eurokrise (Mai 2011-Juni 2012), Brexit (23. Juni 2016-30. Juni 2016), Corona (20. Feb-23. März 2020), Zinsschock (Jan-Sep 2022).
Drawdown-Analyse 2009-2025: Corona-Crash trifft alle Weltindizes ähnlich
Krisenverhalten visualisiert: Corona-Crash 2020 war der härteste Rücksetzer seit Finanzkrise 2008. MSCI World -33,63%, FTSE All-World -33,43%, 70/30 -33,53% – praktisch identisch (Differenz unter 0,5%). Emerging Markets (MSCI EM) waren sogar etwas stabiler mit -31,84%. Die Eurokrise 2011 (-11,24%) und der Zinsschock 2022 (-13,21%) waren vergleichsweise moderat. Erkenntnis: In echten Krisen sind alle Weltindizes gleich schlimm – oder gleich gut, je nach Perspektive. Die Index-Wahl ist für Krisenresilienz irrelevant. Quelle: Eigene Berechnung, EUR-Daten, 2009-2025.
Was die Krisenanalyse uns lehrt:
  • Alle Weltindizes crashen ähnlich: Corona-Crash -33,43% (VWCE) vs. -33,63% (MSCI World) = 0,2% Differenz
  • Emerging Markets sind nicht riskanter: 2020 sogar stabiler (-31,84%) als Industrieländer
  • 70/30 bietet keinen Crash-Schutz: -33,53% im Corona-Crash, praktisch identisch zu VWCE
  • Index-Wahl ist irrelevant für Krisen: Was zählt: Dabei bleiben, nicht verkaufen

Das FWIA-Phänomen: Beeindruckend, aber unbewiesen

Jetzt wird’s spannend. Seit Juni 2023 gibt es einen neuen Spieler: Den Invesco FTSE All-World (FWIA). Über 2,4 Jahre (600 Handelstage) zeigt er beeindruckende Zahlen. Aber – und das ist ein großes Aber – 2,4 Jahre sind keine 16 Jahre. Ich zeige dir beide Perspektiven, damit du verstehst, warum kurzfristige Outperformance trügerisch ist.

Hier der Backtest über 2,4 Jahre für alle ETFs, die seit Juni 2023 handelbar sind:

ETF / PortfolioGesamtrendite (%)Ann. Rendite (%)Volatilität (%)Nettokosten (%)
FWIA42,4516,0213,57−0,14
IWDA42,1215,9113,620,11
70/30 Portfolio41,8815,8313,510,12
SPYY41,7115,7713,400,25
VWCE41,3115,6313,240,24
EMIM36,9914,1314,690,18
Quelle: Eigene Berechnung, Python (yfinance), EUR-Daten Juni 2023-Nov 2025. Nettokosten = TER + gemessene Tracking Difference. FWIA hat negative Nettokosten durch aggressive Wertpapierleihe.

Was sticht sofort ins Auge? FWIA führt mit +16,02% p.a. und negativen Nettokosten (-0,14%). Er hat dich dafür bezahlt, ihn zu besitzen – durch aggressive Wertpapierleihe. Das sieht beeindruckend aus. VWCE landet auf dem letzten Platz mit +15,63% p.a. Der Unterschied? 0,39% p.a. – weniger als ein halbes Prozent.

⚠️ Warum 2,4 Jahre trügerisch sind:
  • TD-Volatilität extrem: FWIA schwankt ±2-3% pro Jahr (2024: +2,33%, H1 2025: -1,75%). Die -0,14% Nettokosten sind ein Snapshot, keine Garantie.
  • Kein Krisentest: Weder 2020 Crash noch 2022 Inflation erlebt – Securities Lending in Panik unbewiesen. Was passiert, wenn niemand mehr Aktien leihen will?
  • Winzige Fondsgröße: 1,986 Mrd. EUR vs. 24,58 Mrd. EUR bei VWCE (12x kleiner) – Liquiditätsrisiko bei Massenverkäufen.
  • Performance-Vorteil marginal: 0,39% p.a. über VWCE – das ist Rauschen, keine Strategie. Ein einziges schlechtes Quartal, und FWIA liegt hinten.
  • VWCE hat 10 Jahre Daten: Konstante TD von -0,10% über ein Jahrzehnt – bewiesen stabil. FWIA? 2,4 Jahre Hype.

Sparplan-Realität: Was bleibt im Depot?

Prozentzahlen sind abstrakt. Schauen wir uns eine reale Sparplan-Simulation über den 16-Jahre-Zeitraum an. Startkapital 10.000 €, monatliche Sparrate 1.000 €.

ETFZeitraumEingezahltEndwert (nach Kosten)Gewinn
MSCI World2009-09 – 2025-11 (16,2 Jahre)204.000 €605.603 €401.603 € (197%)
70/30 Portfolio2014-06 – 2025-11 (11,5 Jahre)147.000 €303.104 €156.104 € (106%)
FTSE All-World2019-07 – 2025-11 (6,3 Jahre)86.000 €129.545 €43.545 € (51%)
MSCI EM2014-06 – 2025-11 (11,5 Jahre)147.000 €222.174 €75.174 € (51%)
Quelle: Eigene Berechnung, Python. Annahme: 10.000€ Start + 1.000€ monatlich, keine Entnahmen, Nettokosten berücksichtigt.

Der Unterschied zwischen MSCI World und 70/30 über 11,5 Jahre (gleicher Zeitraum): 245.499€ Differenz – aber das liegt vor allem daran, dass MSCI EM katastrophal performte (+6,04% vs. +11,85%). Zwischen VWCE und 70/30 im direkten Vergleich (2019-2025)? Unter 1.000€ Unterschied.

Das Fazit aus den Daten

Und dann dieser verschachtelte Gedanke, der alles zusammenfasst: Wenn du diese Ergebnisse siehst, die ja aus realen Daten stammen, nicht aus Gerüchten, und bemerkst, wie FWIA durch Lending über 2,4 Jahre outperformt, während die 16-Jahre-Daten zeigen, dass alle Weltindizes langfristig bei ~11% p.a. landen, dann verstehst du, warum ich sage: Daten lügen nicht, aber Zeiträume schon.

Meine Empfehlung basierend auf den Daten:
  • Für 90% der Anleger: VWCE – 10 Jahre bewährt, 25 Mrd. EUR Volumen, konstante TD von -0,10%, kein Krisenrisiko
  • Für 5% Experimentierfreudige: FWIA beobachten – maximal 10-20% des Portfolios, erst 2027 neu bewerten (dann 5 Jahre Daten)
  • Für 5% Kontrollfreaks: 70/30 – wenn du Rebalancing als Hobby siehst, aber historisch nur marginal anders als VWCE
  • Index-Wahl ist zweitrangig: Der größte Fehler ist nicht investieren oder zu oft umschichten – nicht welchen Index du wählst

Hinweis zur Methodik: Dieser Backtest basiert auf frei verfügbaren Kursdaten von Yahoo Finance. Für eine wissenschaftlich exakte Berechnung der Tracking Difference wären kostenpflichtige Index-Daten nötig. Die Ergebnisse sind jedoch klar genug, um die praktischen Unterschiede in der Performance aufzuzeigen. Alle Berechnungen erfolgten in EUR für deutsche Anleger-Perspektive – keine USD-Konversion, keine Währungsverzerrung.

Michael Khanna
Michael Khanna

Michael Khanna analysiert US-Aktien mit Python-Backtests, DCF-Modellen und KI-gestützter Datenanalyse. Nach 21 Jahren Investmenterfahrung und einer Pleite als Einzelhändler 2018 heute kompromisslos datengetrieben.

Hilft deutschen Anlegern, teure US-Aktien-Fehler zu vermeiden – von W-8BEN-Fallstricken bis Währungshedging-Kosten.

Keine Hype-Versprechen. Nur Daten.

→ Mehr über Michaels Geschichte: https://usaktienhub.de/ueber-mich/

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